Magnus ist jetzt vier Monate alt. Wie geht es Euch?
Uns geht es hervorragend. Mir persönlich ging es nie besser, weil Magnus ganz viel Stabilität, Liebe und Spaß in meinen Alltag bringt.
Sind es „schon“ oder „erst“ vier Monate?
Definitiv „schon“. Wir haben so viel gemeinsam erlebt und waren bereits in kurzen Urlauben unterwegs. Es fühlt sich so an, als wäre er schon immer da gewesen. Obwohl ich „erst“ seit einem Monat wieder arbeite, fühlt sich das Hin und Her zwischen Familie, Paarzeit und Arbeit ganz normal und selbstverständlich an.
Magst Du ein paar besondere Momente/Learnings teilen?
Als Magnus gerade erst ein paar Wochen alt war, habe ich das erste Mal meinen Papa gebeten, auf ihn aufzupassen. Als wir wiederkamen, saß er da und fütterte Magnus mit dem Fläschchen. Mein Learning daraus ist: Einfach ausprobieren! Ich könnte viel darüber nachdenken, wann, was gut für ihn wäre. Wir sind jedoch mehrfach mit der Strategie „Ausprobieren“ gut gefahren und das möchte ich auch beibehalten – eine Mischung aus Entdecken (Trial & Error) und Bauchgefühl. Wir können von Kindern eine Menge lernen, sie machen sich nicht viele Gedanken, sie machen einfach mit und melden sich zurück, ob es so ok ist.
Drehen wir einmal das Rad zurück. Sicherlich ist die Neuigkeit „Ich werde Mutter!“ ganz schön aufregend. Abgesehen von den sehr persönlichen Gefühlen, die eine werdende Mutter empfindet, welche Gedanken gingen Dir durch den Kopf, als Du das erste Mal überlegt hast, mit Jörg zu sprechen und die frohe Nachricht bei der Arbeit offiziell zu machen? Wie verlief das Gespräch dann schließlich?
Ich war bei der Vorstellung, es Jörg zu sagen, mega aufgeregt. Gleichzeitig hatte ich ein unfassbar schlechtes Gewissen. „Jetzt lasse ich Jörg allein“. Als ich es ihm gesagt habe, erlebte ich eine Reaktion, die mich und meine Haltung zu Führung komplett verändert hat.
Ich habe reine Freude erlebt. Er hat sich so mit mir gefreut und gar nicht über die Konsequenzen für die CC nachgedacht. Das war ein ganz besonderer Moment. Diese Freude habe ich bei jedem einzelnen Kollegen erlebt und bin sehr froh darüber, weil es mich auch noch einmal darin bestätigt hat, dass ich genau da bin, wo ich hingehöre.
Du bist seit Beginn Juli mit einem Wochentag zurückgekehrt. Inwiefern beeinflusst Dein neuer Job als Mutter Deinen Arbeitsalltag.
Eine spannende Formulierung. Für mich fühlt es sich nicht wie ein Job oder eine Aufgabe an, Mutter zu sein. Es fühlt sich für mich einfach selbstverständlich an. Als ob es nie anders gewesen wäre und genau so sein muss.
Ja, es ist mehr zu jonglieren und ja, es sind mehr Unterbrechungen. Sich lange zu konzentrieren, ist herausfordernd, aber es wird von Tag zu Tag besser.
Ich bin noch flexibler geworden in meinem Arbeitsalltag und passe mich natürlich auch den Zeiten an, in denen Magnus durch seinen Papa betreut wird. Ab Oktober planen wir auch, dass er auch zur Tagesmutter geht, was mir sehr wichtig war, um gut aufgestellt zu sein.
Ich habe häufig die entsetzte Frage bekommen: „Was? Du willst wieder so früh arbeiten?“. Ich habe immer gesagt: „Ja, will ich und brauche ich, das bin ich ein Stück weit. Eine Person hat noch hinzugefügt: „Aber du siehst doch dein Kind nur einmal aufwachsen.“ – Ja, aber die CC ist für mich auch ein Baby. Ich habe gemeinsam mit Jörg und Vanessa jede Einstellung begleitet. Zu wissen, dass die CC weiter aufwächst und nicht dabei sein zu können, war die letzten Monate ebenfalls herausfordernd. Mir ist es wichtig, beide Babys aufwachsen zu sehen. Dieses Wissen und Bewusstsein erlaubt es mir, dann auch für beide voll und ganz da zu sein.
Wieso hast Du Dich dafür entschieden, so früh wieder einzusteigen?
Für mich ist es wichtig, alle Lebensbereiche und Bedürfnisse in Einklang zu bringen. Die Arbeit bedeutet für mich Selbsterfüllung und Selbstgestaltung. Dieser Aspekt ist mir sehr wichtig, um ausgeglichen zu sein. Ich habe im letzten Jahr gelernt, wie wichtig es ist, alles in ein gutes Gleichgewicht zu bringen.
Vor knapp 10 Jahren war ich bei einer Weiterbildung und wurde vor die Aufgabe gestellt, meinen eigenen Grabstein zu malen. Die Frage war „Was sollen die Leute in Erinnerung behalten?“. Vor knapp 10 Jahren habe ich darauf geschrieben „Inspiring leader and loving mother“. Und jetzt, 10 Jahre später, bin ich an dem Punkt, dass sich in den letzten 1,5 Jahren alles genau in diese Richtung entwickelt hat. Ich darf bei der CC Menschen inspirieren, das Trainerteam aufbauen und fachlich voranbringen. Gleichzeitig darf ich eine liebende Mutter sein und bekomme auch genauso viel Liebe von Magnus zurück.
Mutti im Job – Worin unterscheiden sich Deine Erwartungen von vor einem halben Jahr von heute? Welche (unbekannten) Herausforderungen bringt der Wiedereinstieg mit sich?
Zum einen das Selbstbewusstsein, es zu machen und sich auch von konträren Meinungen nicht beeinflussen zu lassen.
Ich habe mir außerdem vorgestellt, dass das Zeitmanagement leichter ist. Es ist nicht nur eine Herausforderung, alles unter einen Hut zu bekommen, sondern vor allem auch mir bewusst Arbeitszeiten zu setzen und diese dann nicht zu überschreiten. Meine Arbeit ist meine Leidenschaft. Insofern fällt mir eine Begrenzung oft schwer. Gleichzeitig ist es auch ein gutes Training, durch „nur“ 8 Wochenstunden zu lernen, allen meinen Lebensbereichen genug Aufmerksamkeit zu schenken.
Das schnelle mentale Umschalten zwischen den verschiedenen Lebensbereichen, um damit auch die Betreuung von Magnus zu gewährleisten. Dies gelingt uns allerdings sehr gut. Das bedeutet aber auch, dass ich nicht immer aussuchen kann, wann ich arbeiten möchte. Daran orientiere ich mich dann.
Ich weiß nicht, wie Magnus das geschafft hat, aber schon zur Geburt hat er mir klargemacht: „Ich bin ich und du bist du. Das ist auch ok so.“ Wenn ich das tun darf, was ich gerne mache, geht es ihm auch gut. Ich bin positiv überrascht, wie klasse das funktioniert.
An welchen Stellen können wir Dich als Kolleg:innen unterstützen?
Ihr macht schon viel! Zum Beispiel, wenn der Kleine auch mal an Meetings teilnimmt, die Professionalität zu wahren und gleichzeitig das familiäre Umfeld zu schaffen und den Spaß zu behalten. Diese Flexibilität erlebe und schätze ich so an unserem Miteinander.
Welche Gedanken, Erfahrungen und Tipps magst Du anderen werdenden Müttern mitgeben?
Traut Euch mit Selbstbewusstsein und Offenheit darüber zu sprechen! Es ist eine Riesenleistung als Mutter wieder einzusteigen und zu arbeiten und es sollte weiterhin genauso selbstverständlich sein, wie es auch für die männlichen Kollegen ist. Traut Euch.